Autor: Rodrigo S. Reis.
Mit der Weiterentwicklung des Wissens über Zahnaufhellung sind verschiedene Aufhellungsmittel mit unterschiedlichen Konzentrationen, mit und ohne desensibilisierende Wirkstoffe, auf den Markt gekommen. Daher steht der Kliniker stets vor der Frage: Welches ist das beste Aufhellungsmittel für meinen Patienten?
Die Antwort ist einfacher, als es scheint. Zunächst muss das Profil des Patienten bestimmt werden. Anschließend, mit dem Wissen über die Eigenschaften und Besonderheiten der verschiedenen Aufhellungsmittel sowie der Aufhellungstechniken, reicht es aus, eine geeignete Strategie zu wählen.
Daher besteht der Plan darin, das Aufhellungsprotokoll individuell an den Patienten anzupassen, wie wir im weiteren Verlauf noch erläutern werden.
Abbaukinetik der wichtigsten Bleichmittel
Zunächst müssen wir verstehen, wie die physikalischen Prozesse dieser Wirkstoffe ablaufen. Die am weitesten akzeptierte Theorie besagt, dass der Abbau von Carbamidperoxid sowie Wasserstoffperoxid Sauerstoff freisetzt, der komplexe Pigmentmakromoleküle spaltet (Oxidation der Chromophore und Spaltung der Doppelbindungen von Kohlenstoff), wodurch kleinere Moleküle entstehen.
Es gibt auch Theorien, die zusätzlich die Oxidation von Proteinen (Kollagen) in der Dentinschicht berücksichtigen (Einfluss auf Aminosäuren, die Proteine bilden), sowie eine Farbveränderung des Zahnschmelzes. Dabei reduziert das Peroxid die Transluzenz des Schmelzes, macht ihn opaker und maskiert somit das Dentin. Dies geschieht durch eine erhöhte Porosität und einen gesteigerten Wassergehalt der Struktur (Rehydratation), was zur Lichtstreuung führt und den Zahn optisch heller erscheinen lässt.
Die Effekte auf der Schmelzoberfläche sind eher vorübergehend, während sie im Dentin eine längere Haltbarkeit aufweisen. Das endgültige Ergebnis kann erst einige Wochen nach Abschluss der Behandlung genau beurteilt werden.
Konzentration der Bleaching-Gele und die Geschwindigkeit der Aufhellung
Sobald dies verstanden ist, erkennt man, dass höhere Konzentrationen den Aufhellungsprozess beschleunigen können (was zu einer schnelleren Wirkung führt), während niedrigere Konzentrationen den Prozess etwas verlangsamen können, was oft eine längere Behandlungsdauer zur Folge hat.
Wenn die Geschwindigkeit eine entscheidende Rolle spielt, sollte dies berücksichtigt werden. Allerdings erhöht eine höhere Konzentration das Risiko einer möglichen Überempfindlichkeit während der Behandlung – darauf werden wir später noch eingehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die Abbaukinetik der Peroxide. Wasserstoffperoxid zerfällt schnell in Wasser und setzt Sauerstoff frei, was zu einer leichten und oberflächlichen Demineralisierung des Zahnschmelzes führen kann. Carbamidperoxid hingegen zerfällt in Wasserstoffperoxid und Harnstoff. Anschließend wird das freigesetzte Wasserstoffperoxid weiter zu Wasser und Sauerstoff abgebaut, während der Harnstoff in CO₂ und Ammoniak zerfällt.
Während dieses Prozesses steigt der pH-Wert an, was bedeutet, dass die Wirkung von Wasserstoffperoxid schneller eintritt. Daher wird es in Konzentrationen unter 10 % für die Behandlung mit Schienen über einen kurzen Zeitraum empfohlen – zwischen 45 Minuten und 1 Stunde, abhängig vom gewählten Protokoll. Aufgrund seines beschleunigten Abbaus ist Wasserstoffperoxid ideal für die Anwendung in der Praxis.
Beim Carbamidperoxid hingegen sollte zur optimalen Nutzung des Produkts die Tragedauer der Schienen bei niedrigen bis mittleren Konzentrationen mindestens 2 Stunden betragen, wobei sie bis zu 4 Stunden verlängert werden kann – da bei einer Anwendungsdauer von 4 Stunden der maximale Sauerstofffreisetzungspeak von Carbamidperoxid erreicht wird.
Bei niedrigen Konzentrationen, wie beispielsweise 10 % Carbamidperoxid, kann der Patient – aus praktischen Gründen und nicht aufgrund einer gesteigerten Bleaching-Wirkung – mit den mit Gel gefüllten Schienen sogar schlafen. Es gibt zudem hochkonzentriertes Carbamidperoxid mit 22 %, für das ein Protokoll eine Anwendungsdauer von 90 Minuten empfiehlt.
Auswahlprozess des Bleaching-Protokolls
Auf dieser Grundlage lassen sich einige Überlegungen für den Auswahlprozess anstellen:
- Patienten, die Schienen nur für kurze Zeit tragen möchten: Eine gute Option ist Wasserstoffperoxid in Konzentrationen von bis zu 10 % oder alternativ Carbamidperoxid mit 22 %.
- Patienten, die mit den Schienen schlafen möchten: Die Empfehlung ist die Verwendung von Carbamidperoxid, insbesondere in einer Konzentration von 10 %.
Wichtig: Die Schienentechnik eignet sich für kooperative und disziplinierte Patienten, die die Schienen regelmäßig und gemäß der Verschreibung des Zahnarztes verwenden.

Bleaching-Gele mit Desensibilisatoren
FGM bietet Carbamidperoxid-Gele mit zwei Desensibilisatoren – Natriumfluorid und Kaliumnitrat –, die das Auftreten oder die Intensität einer möglichen vorübergehenden Empfindlichkeit verringern.
Die Wasserstoffperoxid-Gele von FGM für die Schienentechnik enthalten Calcium, das die vorübergehende Demineralisierung reduziert und das Risiko oder die Intensität einer möglichen temporären Empfindlichkeit senkt.
Daher sollten für die individuelle Schienentechnik vorzugsweise Gele mit Desensibilisatoren oder calciumhaltige Gele gewählt werden.
Verursacht Zahnaufhellung Empfindlichkeit: Mythos oder Wahrheit?
Es gibt einen weit verbreiteten Mythos, dass Zahnaufhellung grundsätzlich Empfindlichkeit verursacht. Interessanterweise gibt es jedoch Patienten, die selbst hohe Peroxidkonzentrationen gut vertragen, während andere selbst bei den niedrigsten Konzentrationen den Prozess abbrechen, weil sie ihn nicht ertragen können.
Wäre es eine allgemeingültige Wahrheit, dass Zahnaufhellung Empfindlichkeit verursacht, würden alle Patienten dieses Problem auf ähnliche Weise erleben und berichten.
Daher kann eine alternative Fragestellung helfen, das Thema besser zu verstehen:
Verursacht die Zahnaufhellung tatsächlich Empfindlichkeit oder deckt sie vielmehr eine bereits bestehende Überempfindlichkeit auf und verstärkt sie?
Aufgrund einer vorübergehenden oberflächlichen Demineralisierung – die übrigens weit geringer ist als die durch Softdrinks verursachte – sowie einer erhöhten Permeabilität der Zahnhartsubstanz können thermische Reize leichter weitergeleitet werden. Dies führt bei manchen Patienten zu Schmerzen und bei anderen lediglich zu einem leichten Unbehagen.
Dieses Phänomen hängt jedoch nicht nur von der Konzentration des Bleaching-Gels und seiner Abbaukinetik ab, sondern auch vom individuellen Patientenprofil und spezifischen klinischen Faktoren. Beispiele hierfür sind: Vorhandensein von Mikrorissen, empfindlicher zervikaler Zahnschmelz, freiliegendes Wurzelzement oder Dentin, Zahnerosion oder dünner Zahnschmelz (bedingt durch gastroösophagealen Reflux oder eine Ernährung mit häufigem Verzehr säurehaltiger Lebensmittel und Getränke), nicht-kariöse zervikale Läsionen, Speichelflussrate sowie parafunktionelle Gewohnheiten (z. B. Bruxismus).
Diese Faktoren – einzeln oder in Kombination – können die ideale Voraussetzung für dentinale Überempfindlichkeit schaffen. Daher lässt sich schlussfolgern, dass eine sorgfältige klinische Untersuchung und eine detaillierte Anamnese entscheidende Informationen liefern können, um Enttäuschungen während der Bleaching-Therapie zu vermeiden. Selbst ein einfacher Luftstromtest auf den Zahnoberflächen oder eine professionelle Zahnreinigung können Hinweise auf Empfindlichkeiten geben, die bei einer rein visuellen Untersuchung möglicherweise unbemerkt geblieben wären.
Werden solche Faktoren identifiziert, sollte die dentinale Überempfindlichkeit vor der Bleaching-Therapie behandelt werden. Während der Aufhellungsbehandlung können zudem niedrigere Gelkonzentrationen mit kürzeren Anwendungszeiten oder eine alternierende Anwendung an verschiedenen Tagen empfohlen werden. In Fällen mit höherem Empfindlichkeitsrisiko kann eine vorbeugende Anwendung von Desensibilize KF 0,2 % von FGM in Schienen für 10 Minuten eine sinnvolle Strategie sein.

Ergebnis: Zufriedenstellende Farbaufhellung und keine verbleibende Empfindlichkeit. Klinischer Fall von Dr. Felipe Rossi.
Techniken mit höheren Konzentrationen von Wasserstoffperoxid
Da sie höhere Konzentrationen des Bleichmittels verwenden, sollten In-Office-Bleaching-Techniken für Patienten mit geringem Risiko oder ohne Vorgeschichte von Empfindlichkeit empfohlen werden.
Für diese Fälle bietet FGM vier Optionen:
- Whiteness HP: Klassisches In-Office-Bleaching mit manueller Mischung, das die Verwendung von Whiteness HP Maxx erfordert.
- Whiteness HP Maxx: Manuell gemischtes In-Office-Bleaching mit Hitzeblocker, für diejenigen, die sich für den Einsatz von Lichtquellen während der Therapie entscheiden – obwohl deren Wirksamkeit in der Literatur nicht eindeutig belegt ist.
- Whiteness HP Blue: Mechanisch gemischtes Produkt – durch zwei verbundene Spritzen – mit Calcium, das während der Anwendung keinen Austausch erfordert.
- Whiteness HP AutoMixx: Automischendes Produkt – Doppelspritze mit Automischspitze, die nur die für die Anwendung benötigte Menge aktiviert – mit Calcium, das einmalig pro Sitzung aufgetragen wird.
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Schlüsselpunkte zur Bewertung des Patientenprofils und Protokollempfehlungen
Berücksichtigung von Patienten mit vorheriger parodontaler Gesundheit und kontrollierter Karies.
Hinsichtlich der Zusammenarbeit und Disziplin beim Tragen von Schienen
- Kooperativ, diszipliniert und ohne relevantes Sensibilitätsrisiko: Schienen oder kombinierte Technik (In-Office + Schienen).
- Nicht kooperativ, undiszipliniert und ohne relevantes Sensibilitätsrisiko: In-Office-Bleaching (durchschnittlich 3 bis 5 Sitzungen).
Hinsichtlich der Empfindlichkeitsschwelle
Hoch
- Zunächst die Ursache der Sensibilität behandeln: Anwendung von Desensibilize KF 0,2 % für 10 Minuten in Schienen.
- Empfohlenes Bleaching-Protokoll:
- Whiteness Perfect 10 %
- Anwendung: 2 Stunden täglich oder an wechselnden Tagen.
Mittel
- Prüfung der Notwendigkeit einer vorherigen Behandlung der Sensibilität. Falls erforderlich:
- Anwendung von Desensibilize KF 0,2 % für 10 Minuten in Schienen.
- Empfohlenes Bleaching-Protokoll:
- Whiteness Perfect 10 % oder 16 %: 2 bis 4 Stunden pro Tag
- White Class 7,5 %: 30 Minuten bis 1 Stunde pro Tag
In-Office-Bleaching
- Vorbehandlung: Desensibilize KF 2 % für 10 Minuten.
- Empfohlenes Bleaching-Protokoll:
- Whiteness HP, HP Maxx oder HP AutoMixx
- Anwendung gemäß Packungsbeilage, mit individualisierbarer Dauer von 30 bis 60 Minuten, je nach intraoperativer Reaktion des Patienten.
- 3 bis 5 Sitzungen mit jeweils 3 Tagen Pause dazwischen.
Kombinierte Technik (In-Office + Schienen)
- Vorbehandlung: Desensibilize KF 2 % für 10 Minuten.
- In-Office-Bleaching:
- Whiteness HP, HP Maxx oder HP AutoMixx
- Anwendung gemäß Packungsbeilage, mit individualisierbarer Dauer von 30 bis 60 Minuten, je nach intraoperativer Reaktion des Patienten.
- Häusliches Bleaching (Schienen):
- Whiteness Perfect 10 % oder 16 %: 4 bis 8 Stunden pro Tag
- Whiteness Perfect 22 %: 90 Minuten pro Tag
- White Class 7,5 % – 10 %: 45 bis 60 Minuten pro Tag
Häusliches Bleaching (Schienen-Technik)
- Whiteness Perfect 10 % oder 16 %: 4 bis 8 Stunden pro Tag
- Whiteness Perfect 22 %: 90 Minuten pro Tag
- White Class 7,5 % – 10 %: 45 bis 60 Minuten pro Tag
Individuelle Anpassung des Protokolls
Das anfänglich gewählte Protokoll kann in Bezug auf die Peroxidkonzentration und die Gel-Expositionszeit angepasst werden, abhängig von der Reaktion des Patienten.
Eine regelmäßige Kontrolle ist essenziell, um Anpassungen vorzunehmen, die den individuellen Bedürfnissen und Erwartungen des Patienten entsprechen. Eine angenehme Behandlungserfahrung ist der Schlüssel zum gewünschten Ergebnis – und nur der Zahnarzt kann dieses Monitoring und die Entscheidungsfindung übernehmen.
Unabhängig von der gewählten Technik oder Arbeitsphilosophie bietet FGM ein umfassendes Portfolio für die individuellen Bedürfnisse von Zahnärzten und Patienten.